Umfrage mit cis Männern: Wie reagiert ihr auf Sexismus?

Wir haben eine Umfrage unter cis Männern gemacht: Bekommt ihr Sexismus mit und wie reagiert ihr darauf?

verschiedene

Erschienen in: Ausgabe 02-2022
Rubriken: Sexismus

Umfrage

 

Wir haben cis Männer gefragt: Bekommt ihr Sexismus mit? Bemerkt ihr, wenn er anderen Menschen widerfährt? Wo und in welchen Situationen? Wie reagiert ihr darauf oder wie würdet ihr gerne darauf reagieren? Und was hindert euch daran? Was fällt euch schwer? Und warum?

 

Hier findet ihr einige Antworten. Die Fragen, die darin auftauchen, finden wir interessant: Wenn ich etwas sage, mache ich die Situation im Zweifelsfall schlimmer für die betroffene Person? Was mache ich, wenn ich in einem Machtverhältnis von der sexistisch handelnden Person abhängig bin? Ist es legitim, nicht zu handeln aus Angst, selbst in die Schusslinie zu geraten? Spreche ich sexistisch handelnde Personen eher in der Gruppe an oder im Zweiergespräch? Und: was haben die Betroffenen jeweils davon?

Gleichzeitig sind die hilfreichen Reaktionen oft ganz banal: nachfragen oder nicht mitlachen über den sexistischen Witz. Ansprechen, aufmerksam machen, auch, weil nicht alle (besonders cis Männer) Sexismus immer erkennen.

 

 

Besonders am Arbeitsplatz nehme ich „kleine“ Alltagssexismen war und bin mir sehr oft unsicher, ob ich was sagen und damit ggf. eine hitzige und für die betroffene Person peinliche oder verletzende Debatte lostreten soll.

Wenn ich tatsächlich mal was sage und die betroffene Person anspreche oder eine Gegenposition in den Raum stelle, habe ich, selbst wenn das entspannt und ruhig läuft, den Eindruck, dass es nicht besser wird bzw. die betroffene dieses Zu-Hilfe-Eilen gar nicht braucht oder haben möchte.

Deshalb wäre für mich die Frage interessant, wie ich einschätzen (lernen) kann, wann oder wie ich gebraucht werde.

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Wenn ich Sexismus wahrnehme, dann von einem Vorgesetzten gegenüber einer Angestellten. Als Lehrling äußere ich mich eher selten, da es dafür nicht die richtigen Machtverhältnisse sind. Ich kommentiere dann etwa mit: „Denkst du nicht auch, dass deine Aussage eben sexistisch war?“

Äußert sich einer meiner Freunde sexistisch, weise ich ihn eher anschließend auf die Situation hin, um ihn nicht bloß zustellen. Dies tue ich vor allem, weil selten eine bewusste oder gewollte sexistische Intuition dahinter steckt.

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In der Bahn, wenn jemand von jemandem angestarrt wird, schaue ich den starrenden Menschen wütend an bis die Person es merkt und aufhört. Sobald aber eine Situation entsteht, die weiter geht als Starren, versuche ich mit der betroffenen Person zu reden, damit sie sich nicht allein gelassen, aber auch nicht noch bedrohter fühlt.

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Ich, cis Mann, nehme Sexismus oft wahr und werde immer schlagfertiger, aber bei Vorgesetzten bleibt mir immer ein Klos im Hals stecken. Zum einen, weil ich immer wieder überrascht und angewidert bin, und, weil es der Vorgesetzte ist. Ich versuche dann, mich mit den Betroffenen darüber zu unterhalten mit einem „Das ging ja gar nicht“, um ihnen zu zeigen, dass sie da nicht alleine sind und es anderen auch auffällt.

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Einmal habe ich in einer Gruppe darüber gesprochen und festgestellt, dass Männer sexistische Situationen oft nicht erkennen, besonders wenn sie subtiler sind.

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 Wenn jemand etwas Sexistisches sagt, schaue ich die Person oft etwas schräg an. Entweder merkt die Person das und drückt sich dann richtig aus oder ich weise sie darauf hin. Sexistischen Witzen schenke ich, wenn überhaupt, nur ein falsches, gezwungenes Lachen und ich versuche in Zukunft gar keine Reaktion mehr zu zeigen, damit die Person merkt, dass dieser “Witz” nicht lustig war.

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 Ich reagiere mittlerweile viel häufiger in meinem Umfeld und spreche Dinge an. Auch bei Fremden mache ich das ab und zu. Es gab auch schon Situationen, in denen ich aktiv einschreiten konnte (in der S-Bahn z.B.), da ist es mir auch egal, ob ich jetzt “den Retter” spiele, wenn es halt gerade nicht anders geht, aber meistens ist man ja doch in der Unterzahl und vermeidet es deshalb, den Groll dieser Typen auf sich zu ziehen. Da ist die Angst zu groß, selbst eine drauf zu bekommen.

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 Wenn jemand einen sexistischen Spruch oder Witz macht, frage ich: „Wie meinst’n das?“
Klingt banal, hat aber oft einen guten Effekt.