Neues aus der Männergruppe - Einleitung #2

Hier setzen wir uns mit Männern unter Männern auseinander.

Redaktionsteam

Erschienen in: Ausgabe 02-2022
Rubriken: Männergruppe

Neues aus der Männergruppe

Eine Freundin fasste vor kurzem in Bezug auf einen gemeinsamen Freund sehr treffend zusammen: „Er ist sehr nett und zugewandt, wenn er nur mit uns Frauen unterwegs ist. Sobald andere Männer dabei sind, ist er halt ein ganz normaler Chauvinist.“

Diese Situation ist verdammt gut beobachtet und weist auf ein Thema hin, das in der kritischen Beschäftigung mit Männlichkeit sehr wichtig ist: Männer unter Männern.

Männlichkeit wird ganz zentral in Männerräumen hergestellt. Der Soziologe Michael Meuser fasst es so zusammen: „Einen entscheidenden Anteil daran, dass trotz der Transformation der Geschlechterordnung und der wachsenden Kritik an männlichen Hegemonieansprüchen keine generelle Krise des Mannes sich entwickelt, haben homosoziale Männergemeinschaften.“ (Meuser, 2001, S.13)[1]

Wenn wir Männlichkeit verändern und das Patriarchat abschaffen wollen, spielen Räume, in denen Männer unter sich sind, eine zentrale Rolle. Wie können diese Räume also anders gestaltet werden?

Eine Spur legte bereits Tabs Gehrman in seinem Artikel „Freundschaft und Männlichkeit: Ein patriarchales Duo?“ in der ersten Ausgabe dieses Magazins. Er fragt: **„**Was wollen wir eigentlich für Freundschaften führen? Aus einer feministischen Perspektive müssen wir uns fragen, welche Männlichkeiten wir darin produzieren wollen und in welchen Aspekten wir uns verunsichern möchten.“ Er fordert cis Männer dazu auf, sich in Männerfreundschaften neu zu begegnen, emotionale Arbeit zu übernehmen und Fürsorge füreinander zu üben, die Muster von männlicher Konkurrenz und Abgebrühtheit zu durchbrechen – Zärtlichkeit als patriarchatszerstörende Kraft. Klingt verlockend. Aber kann das so einfach sein?

In dieser Ausgabe stellt sich Jonas Köpsel im Artikel „Ist M*RT profeministisch? – Erfahrungen aus einer Therapiegruppe“ die Frage, inwiefern explizit mit patriarchatskritischem Anliegen gegründete Therapie-Männergruppen das Potenzial haben, Geschlechterverhältnisse zu verändern.


[1] Schriften des Essener Kollegs für Geschlechterforschung hrsg. von: Doris Janshen, Michael Meuser I. Jg. 2001, Heft II, digitale Publikation: Männerwelten. Zur kollektiven Konstruktion hegemonialer Männlichkeiten