Girl meets Boy - kritisches Vowärtsstolpern in Heterobeziehungen

Im Artikel geht die Autorin auf neue und alte vergeschlichte Machtstrukturen in Heterobeziehungen ein.

Ulla Wittenzellner

Erschienen in: Ausgabe 02-2022
Rubriken: Beziehungen

Girl meets Boy – kritisches Vorwärtsstolpern in Heterobeziehungen

Ich liebe Männer. Dabei denke ich mir als Feministin manchmal, es gibt doch wirklich keinen guten Grund, Liebesbeziehungen mit cis Männern zu führen (apropos Heteropessimismus). Ich finde mich oft in misslingenden Beziehungen und anstrengenden Beziehungsdynamiken wieder, die auch meinen Freund*innen bekannt sind. Diese Dynamiken liegen an cis Männern und Männlichkeit. Aber natürlich nicht allein. Sie liegen auch nicht allein an mir. Woran dann?

Ich denke, dass Männlichkeitsideale und bestehende Machtgefüge eine wichtige Rolle darin spielen.[1]

Moderne Beziehungen?

Ich habe an meine Beziehungen einen Anspruch: Ich will Beziehungen auf Augenhöhe führen. Ich will Beziehungen, in denen sich beide zuständig für das Gelingen der Beziehung fühlen, in denen Care Arbeit gleich verteilt ist, in denen Kommunikation (zumindest häufig) funktioniert und in denen keine Nähe-Distanz-Spielchen gespielt werden. Langjährige feministische Kämpfe haben es mir ermöglicht, diese Bedürfnisse ernst zu nehmen und mich nicht einfach nur in Abhängigkeit von Männern zu verstehen. Abhängig von deren Liebe, deren Anerkennung und dem patriarchalen Blick, der mir als Frau eine Aufwertung gibt.

Nun ist es so, dass die cis Männer, mit denen ich bisher Liebesbeziehungen geführt habe, sich als (pro)feministisch verstehen. Sie versuchen, ihre Rolle und ihre Verhaltensweisen in patriarchalen Verhältnissen zu reflektieren und Geschlechterhierarchien abzubauen. Ich als moderne, emanzipierte Frau gehe nicht einfach in die Rolle der Kümmerin und nehme emotionale Unfähigkeit nicht einfach hin.

Na, dann ist ja alles gut, oder? Moderne cis Frau, die emanzipiert ist, moderne cis Männer, die sich um alles mit kümmern wollen und sich selbst reflektieren können, das muss doch die perfekte Beziehung ergeben!

Nun, ganz so einfach ist es, zumindest meiner Erfahrung nach, nicht.

Geschlechterhierarchien in Beziehungen

Im Zine Können wir jetzt über was anderes reden (siehe Boykott #01) wird beschrieben, dass bestimmte Geschlechterstereotypen und -sozialisationen auch in linken, emanzipatorischen Kreisen weiterhin gelten und in Liebesbeziehungen zu anstrengenden und nervigen Dynamiken führen. Diese Beobachtung ist nicht neu, aber leider immer noch aktuell. Oft geht das Bemühen der cis Männer eben doch nur so weit, wie es keine unangenehmen Kompromisse oder tatsächliche Abgabe von Kontrolle und Souveränität bedeutet. Aber dazu lest am besten das Zine! Ich will vor allem auf einen anderen Punkt eingehen: das Machtgefälle in Heterobeziehungen.

 

Wir sind nicht gleich. Als cis Frau[2] in einer Heterobeziehung habe ich andere Voraussetzungen als mein Partner. Zwar äußern sich patriarchale Strukturen und Heteronormativität in Beziehungen nicht so offensichtlich, wie noch vor 50 Jahren und mit Sicherheit haben Feminist*innen Rechte erkämpft, die einen Unterschied machen. Dennoch sind unsere Beziehungen (wie unsere Gesellschaft) heute nicht einfach frei von diesen Strukturen. Ich meine damit Jahrhunderte lang gewachsene und gefestigte patriarchale Strukturen und patriarchale Deutungen, die auch heute in Beziehungen und im Dating Relevanz haben. Lange Zeit waren cis Frauen extrem abhängig von ihren männlichen Partnern. Auch wenn das nicht für alle Frauen heute noch so gilt ist die damit verknüpfte Struktur und Deutungsweise nicht einfach verschwunden. „Die Frage danach, wie erfolgreich sich Machtmechanismen durchsetzen können, ist unter anderem daran geknüpft, ob und wie verborgen sie agieren können.“[3] Dating und Beziehungen sind auch heute patriarchal strukturiert: Wer gilt beispielsweise bis zu welchem Alter als attraktiv? Wer kann ohne größere Gefahr vor übergriffigem Verhalten flirten und Sex haben? Wer kann verschiedene Partner*innen oder viele in Folge haben? Wer erfährt (ja, auch heute noch) einen Stempel „zu leicht zu haben“ zu sein, oder gilt als Schlampe? Wer kann (bis wann) relativ gefahrlos Kinder bekommen? Ohne die eigene körperliche Gesundheit aufs Spiel zu setzen? Ohne die eigene sozio-ökonomische Situation und Karriere zu gefährden? Für Menschen mit Kindern: Wer kann sich aus einer Beziehung lösen? Für wen geht welche Belastung im Kümmern damit einher? Für wen bedeuten Kinder ein Risiko auf Armut oder Altersarmut zuzusteuern? Aber auch grundsätzlich: wer gilt (besonders ab einem gewissen Alter) auch ohne Beziehung als wertvoll?

Für Frauen besteht auch heute noch ein wesentlich größerer Druck, eine Liebesbeziehung zu führen, als für Männer. Heterosexuelle Frauen erfahren Bestätigung als Frauen in erster Linie durch (heterosexuelle) Liebesbeziehungen, also durch die Anerkennung durch Männer. Liv Strömquist beschreibt in ihrem famosen Buch Der Ursprung der Liebe[4], dass dies ein zentraler Motor für Frauen sei, sich überhaupt in Beziehungen zu begeben, obwohl es ihnen emotional ohne Liebesbeziehungen eigentlich besser ginge. Das mag sich individuell anders anfühlen. Selbstverständlich ist ein unerfüllter Wunsch nach Beziehung auch für Männer schmerzhaft. Die gesellschaftliche Stigmatisierung, wenn keine Liebesbeziehung besteht, ist aber nicht vergleichbar.

Die Anforderung, in einer Liebesbeziehung zu sein, wirkt auf mich. Trotz allen Widerstands und aller Reflexion über deren patriarchalen Kern merke ich deutlich die Erleichterung, die ich erfahre, wenn ich in einer Liebesbeziehung bin. Diese Erleichterung kommt nicht unbedingt aus der Beziehung selbst. Eine meiner Liebesbeziehungen war in weiten Teilen schrecklich. Ich war noch nie einsamer und habe nie stärker an mir und meinem Selbstwert gezweifelt. Trotzdem verschaffte mir die Tatsache des In-Beziehung-Seins an sich enorme Erleichterung. Wovon? Von der permanent angetragenen und internalisierten Anforderung, salopp gesagt, keine alte Jungfer zu werden.[5]

Fatal ist an diesen Bedingungen: Sie lassen sich nicht einfach reflektieren und dann sind sie weg. Gesellschaftliche Hierarchiegefüge durchwirken Beziehungen und löst sich nicht einfach auf. Ganz im Gegenteil bringen moderne Verhältnisse weitere Dynamiken hervor, die dieses Gefälle erneut bestärken. Und hierin spielt Männlichkeit eine zentrale Rolle.

 

Männlichkeit: Dominanz durch Distanz

Eva Illouz[6], auf die sich auch Strömquist bezieht, analysiert, dass Männer heute Dominanz und Souveränität (und damit Männlichkeit) in Heterobeziehungen über emotionale Distanziertheit herstellen. Das bedeutet beispielsweise, sich nicht emotional auf eine Partnerin einzulassen oder keine dauerhaften und verbindlichen Beziehungen einzugehen. Diese Männer betonen ständig ihr Bedürfnis nach Autonomie und Freiheit – und ich möchte hinzufügen: Kontrolle.

Ein Beispiel: In einer meiner Ex-Beziehungen bat ich meinen Partner darum, ein Wochenende bei mir zu bleiben, statt zu seiner Affäre zu fahren. Er begann mit einer ausgiebigen (und sehr suggestiven) Befragung, warum ich das wolle und ob hier versteckte Eigentumsansprüche geltend gemacht würden. Abschließend sagte er: »Ich bleibe schon da. Aber ich will es dir nicht zu leicht machen, mich mit solchen Ansprüchen einzuschränken.« Seine Reaktion hat einen bitteren Geschmack hinterlassen. Gebraucht hätte ich eine einfühlsame Bejahung unserer Nähe und unserer Beziehung, auf deren Grundlage es mir gelingen könnte, auch mit Eifersucht und Verlassensängsten besser umzugehen. Bekommen habe ich ein gnädiges Zugeständnis, dass seine emotionale Autonomie und das Machtgefüge in der Beziehung untermauerte. Die Bitte überhaupt zu formulieren, war mir nicht leichtgefallen. Ich machte mich damit verletzlich, zeigte den Wunsch nach Nähe und gab ihm die Macht, diese zu gewähren oder zu versagen. Nicht nur in dieser Situation habe ich gelernt, mir den Wunsch nach emotionaler Nähe und Verbindlichkeit zu verbieten. Einerseits, weil es weniger verletzend ist, von vornherein nichts zu wollen, als zu wollen und nichts zu bekommen.

Andererseits, weil es cooler ist.

 

Männlichkeit: Coolness statt Verletzlichkeit

Unabhängigkeit und Kontrolle sind zentrale Ideale in Männlichkeitsbildern. Diese Ideale gelten weiterhin für Männer, aber darüber hinaus auch für alle anderen Geschlechter. Unabhängigkeit und Unverletzbarkeit gelten als erstrebenswert und liebenswert. Verhaltensweisen von Männern sind im Patriarchat immer statushöher und mit mehr Prestige versehen als Verhaltensweisen von Frauen: »Aus diesem Grund […] müssen Frauen ihr Begehren verschweigen und die Distanziertheit der Männer und ihren Drang nach Autonomie imitieren.« (Strömquist, 2019, S.55) So werden sie selbst als attraktiv und begehrenswert wahrgenommen. Das bedeutet auch, sich den Wunsch nach Beziehungen, nach Nähe und Geborgenheit zu versagen oder ihn zu verschleiern. Stattdessen sollten wir alle coole Singles sein, die glücklich über diesen als Freiheit und Unabhängigkeit propagierten Zustand sind. Oder wir sollten auch in Beziehungen nicht zu abhängig von der Liebe und Zuneigung des*der Partner*in, nicht zu sehr Klette sein.

Auch ich sehe mich ungern zu sehr in Abhängigkeit von einem Mann und möchte selbstständig und cool sein. Genau das wird ja auch von mir erwartet. Cool und unabhängig zu sein, zählt in meinem Umfeld als attraktiv und liebenswert (im Sinne von ›der Liebe wert sein‹, also geliebt zu werden). Im Umkehrschluss werden Menschen, die unselbständig, bedürftig und verletzlich sind/wirken, in diesem Umfeld als unattraktiver wahrgenommen.

Dynamiken

In meiner Erfahrung ergeben sich aus dem Macht-Ungleichgewicht und den Idealen der Unabhängigkeit (vielleicht einigen bekannte) fatale Beziehungsdynamiken, die ich hier kurz skizzieren will.

Das Nähe-Distanz-Gezerre

In vielen meiner Beziehungen stellte sich immer wieder die Frage: Wer will wieviel Nähe? Wer braucht mehr Freiraum?

Ich habe diese Dynamik bei mir selbst und bei befreundeten Personen häufig so erlebt: Ich bin verunsichert und möchte die Bestätigung, geliebt zu werden und ›gut genug‹ zu sein, von meinem*r Partner*in erhalten, der*die sich aber durch die ständige Einforderung dieser Bestätigungen belästigt und unter Druck gesetzt fühlt. So distanziert er*sie sich weiter und ich brauche die Bestätigung noch mehr. Ein Teil dieses Prozesses ist Beziehungsdynamiken an sich geschuldet. Ich habe auch Heterobeziehungen geführt, in denen ich die Person war, die mehr Distanz brauchte und Forderungen nach Nähe durch meinen Partner als überfordernd oder nervig erlebte. Was in der gleichen Dynamik mündete: Sein Wunsch nach Zeit-Verbringen und Zuneigung; bei mir Aufkommen von Genervtheit und das Gefühl, mir werde zu viel abverlangt; Streitereien, wie oft wir uns sehen sollten, wie schnell auf Textnachrichten zu antworten sei; mein Rückzug und weitere Distanzierung; sein erhöhtes Bedürfnis nach Nähe und Bestätigung usw. Und damit verbunden auch die Frage, wer ›Problemgespräche‹ einfordert: in diesem Fall mein Partner. (Dies lag auch an der enormen emotionalen und kommunikativen Kompetenz dieser Person.)

Ein Grund für das Gefühl, die*der Partner*in sei unnahbar und emotional unzugänglich, liegt in Beziehungsdynamiken. Ein anderer Teil ist vergeschlechtlicht. Und in Heterobeziehungen verknoten und verstärken sich diese Ebenen. Meiner Beobachtung nach befinden sich in Heterobeziehungen oft Frauen in der Rolle der Person, die mehr Nähe und Bestätigung einfordert, was meiner Meinung nach mit dem oben beschriebenen Machtgefälle und statushöheren Männlichkeitsidealen zusammenhängt.

 

Reden ist Gold?

In meinen Umfeldern gilt das Credo, über gute Kommunikation sei alles zu lösen. Es gibt ein Problem? Da müsst ihr mal drüber reden. Ich glaube, dass diese Idee reale Ungleichheitsverhältnisse ausblendet. Die Norm, unabhängig und unverletzbar zu sein, führt meiner Meinung nach dazu, dass in Beziehungen der Kern von Problemen häufig nicht thematisiert werden kann: die Hierarchien in einer Beziehung, die sich aus unterschiedlichen, persönlich und strukturell begründeten Bedürfnissen und Abhängigkeiten ergeben. Das wiederum verhindert die Suche nach tatsächlichen Lösungen. Zum Beispiel wurde in meinen Beziehungen häufig über Kommunikation geredet: wie sie schief-lief, was wir anders besprechen sollten, was wann gesagt werden sollte usw. Das ist auch enorm wichtig, war aber eigentlich ein Stellvertreter-Konflikt, um über den Kern des Problems nicht zu sprechen: die bestehende Diskrepanz unterschiedlicher Bedürfnisse nach Nähe bzw. Distanz, nach Autonomie und Geborgenheit. Weil es aber im Ideal der Unabhängigkeit nicht gestattet ist zu bedürftig zu sein, wurde statt zu sagen ›Es verletzt mich, dass du mich heute Abend nicht sehen willst‹, darüber gesprochen, wann wir diese Absprache hätten treffen sollen.

In meinen Beziehungen führte das dazu, dass ich Ängste und Wünsche nicht formulierte und sie mir oft selbst nicht eingestand, um cool und selbständig zu wirken.

 

Emanzipatorische Beziehungspolitiken

Zudem bewege ich mich in einer Szene, in der es normative Vorgaben gibt, wie Liebesbeziehungen zu führen seien. Liebesbeziehungen sollten demnach nicht-monogam sein, Eifersucht und Exklusivität sollten nicht vorkommen. Liebesbeziehungen gelten als vergänglich und von eher kurzer Dauer. Ein solches Umfeld erleichtert ein Sprechen über Verunsicherungen, Ängste oder Eifersucht nicht gerade.

Die grundsätzlich guten Ideen, Beziehungen weniger exklusiv zu gestalten, offen darüber zu kommunizieren und sich nicht allein durch Liebesbeziehungen und die Bindung an eine*n Partner*in zu definieren, wurden in meinen Beziehungen häufig zu einem fatalen Korsett.

Denn diese eigentlich emanzipatorischen Beziehungspolitiken spielten in meiner Erfahrung existierenden Dominanzstrukturen und Geschlechterhierarchien in die Hände. Kapitalistische Vereinzelungspolitiken und neoliberale Marktlogiken haben die Räume von Dating, Sex und Beziehung längst durchdrungen. Patriarchale Machtgefälle bestehen weiter. Männlichkeitsideale von Autonomie, Distanz und Unabhängigkeit gelten für alle. In diesem Setting braucht es enorm viel Reflektiertheit, Wohlwollen, emotionale und kommunikative Kompetenzen um Beziehungen zu führen, in denen nicht einfach Herrschaftsverhältnisse weitergetragen und durch neue Konzepte verschleiert werden.

Wie aber kann ich Beziehungen leben, die nicht auf Konkurrenz und Coolnesslogiken beruhen?

Ich will mich nicht in der Konkurrenz einrichten, mich auch noch diesen Normen unterwerfen und mich aus FOBO[7] auf niemanden wirklich einlassen.

Mutige Verletzlichkeit

Ich denke, wir müssen mutig verletzlich sein! Ich möchte mich hart verknallen und krass lieben! Das bedeutet nicht, dass sich mein*e Partner*in immer im gleichen emotionalen Zustand befinden muss. Vielmehr will ich Beziehungen, in denen nicht alles immer genau deckungsgleich sein muss und trotzdem gut sein kann. Beziehungen in denen wir die Hierarchien und Ungleichheitsverhältnisse, die unsere intimen Beziehungen durchziehen, verstehen und ernst nehmen. Beziehungen, in denen wir trotzdem nicht zu Feind*innen, sondern zu Verbündeten werden.

Werden Trennungen dann weniger weh tun? Nein, wahrscheinlich nicht.

Werde ich weniger unglücklich über die unerwiderte Liebe sein? Nein, vermutlich auch nicht.

Ich hoffe aber, dass ich einerseits mir selber besser begegnen kann. Freundlicher mit meiner eigenen Verletzlichkeit und meinem eigenen Wollen werde. Und andererseits, dass ich anderen besser begegnen kann. Mein Wollen und meine Verletzlichkeit zeigen darf statt sie verstecken zu müssen. Ich wünsche mir Beziehungen, die der Unabhängigkeits- und Coolnessanforderung Wohlwollen, gegenseitige Verantwortungsübernahme und commitment entgegensetzen. Ob die monogam oder poly sind, ein Leben lang oder ein paar Wochen bestehen, ist dabei nicht der zentrale Punkt. Ich möchte ob in RZB[8] oder als Single auf (auch freundschaftliche) Beziehungen bauen können, statt mich irgendwie allein durchzuschlagen und dabei auch noch Unabhängigkeit und Stärke zu mimen. Ich will mich nicht durch Distanziertheit vor Verletzung schützen. Ich will Beziehungen, in denen meine und deine Verletzlichkeit und mein und dein Wollen Platz haben dürfen.

 

 

Dieser Artikel ist eine stark gekürzte und überarbeitete Version des Artikels: „Boy meets Girl – Kritisches Vorwärtsstolpern in Heterobeziehungen“ im Buch Doppe, Holtermann (Hrg.): Vom Zweifeln, Scheitern und Ändern – Kritische Reflexionen von Männlichkeiten. Unrast Verlag, Münster.


[1] Dieser Text, die Gedanken und Ideen darin sind nicht nur meinem Kopf entsprungen. Wie eigentlich immer entstehen und entwickeln sie sich im Austausch, durch die klugen Anmerkungen und Gedanken meiner Freund*innen, Kolleg*innen und (Ex-)Beziehungspartner. Besonders möchte ich hier Johanna Montanari, Katharina Debus und Sarah Klemm erwähnen. Vielen Dank an euch alle!

[2] Ich schreibe im Folgenden von cis Frauen und cis Männern. Inwiefern das Gesagte für trans* und nicht-binäre Personen zutrifft, weiß ich schlicht nicht. Die Literatur und Forschungen, auf die ich mich beziehe, sprechen über cis-hetero Beziehungen

[3] Torenz, Rona (2019): Ja heißt Ja? Feministische Debatten um einvernehmlichen Sex, Schmetterling Verlag, Stuttgart

[4] Strömquist, Liv (2018): Der Ursprung der Liebe, avant-verlag, Berlin

[5] Mir ist der antiemanzipatorische Inhalt solcher Aussagen und Denkweisen sehr bewusst. Sie spielen aber trotz aller Reflexion und Auseinandersetzung eine Rolle für mich. Leider. In ihrer Show Nanette spricht Hannah Gadsby über eine Beziehung, die Picasso mit einer 17-jährigen jungen Frau hatte, als er selbst 46 Jahre alt war. Seine hanebüchene Aussage, warum das passen würde, sei folgende gewesen: er sei in seinen besten Jahren gewesen und sie sei in ihren besten Jahren gewesen. Als die Anfang 40-jährige Hannah Gadsby vor Wut fast schreit: »I’m in my prime!« (»Ich bin in meinen besten Jahren«), musste ich gleichzeitig lachen und weinen. Vor Erleichterung, endlich so einen Satz zu hören, und vor Scham, die Idee, es ginge seit spätestens Anfang 20 ohnehin nur bergab, so internalisiert zu haben.

[6] Illouz, Eva (2012): Warum Liebe weh tut – Eine soziologische Erklärung, Suhrkamp, Berlin

[7] Mit FOBO “Fear Of a Better Option” wird die Idee/Beobachtung beschrieben, dass sich Personen nicht auf Beziehungen einlassen, da es jemand besseres, passenderes geben könnte.

[8] kurz für Romantische Zweierbeziehung