Übersicht STIs

Eine Übersicht sexuell übertragbarer Krankheiten

Redaktionsteam

Erschienen in: Ausgabe 01-2021
Rubriken: Medizinisches

Begriffsklärung:

Wir bemühen uns hier um eine Darstellung, die unterschiedlichen Körpern und Geschlechtern gerecht wird. Personen verwenden verschiedene Begriffe für ihre Geschlechtsteile. Wir verwenden Vagina, Vulva und Penis in dem Bewusstsein, dass dies nicht für alle die richtigen Bezeichnungen sind.

Chlamydien

Die Chlamydieninfektion gehört zu den häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen. Die Erkrankung bleibt oft unbemerkt, weil häufig keine oder nur leichte Beschwerden auftreten. Unbehandelt kann eine Clamydieninfektion jedoch zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen wie z.B. Unfruchtbarkeit führen. (Infektionen von Nebenhoden und Prostata, chronische Entzündung von Eierstöcken und Eileiter)

Chlamydien (Chlamydia Trachomatis) sind Bakterien, die verschiedene Infektionskrankheiten hervorrufen können. Die Bakterien können sich an verschiedenen Stellen ansiedeln: Gebärmutterhals, Prostata und Nebenhoden, Harnröhre, Enddarm, After, Rachen und Augen. Um sich anzustecken ist ein direkter Kontakt erforderlich, wie er vor allem bei sexuellen Praktiken mit »Schleimhaut zu Schleimhaut-Kontakt« entsteht. Das kann bei Vaginal-, Anal- und Oralsex der Fall sein. Die Infektion kann aus dem Genitalbereich auf die Augen übertragen werden.

Symptome können sich ein bis drei Wochen nach der Ansteckung mit Chlamydien, Monate später oder auch überhaupt nicht zeigen, bis die Infektion in anderen Körperregionen auftritt. Bei mindestens der Hälfte aller Menschen verursacht eine Chlamydieninfektion überhaupt keine Symptome.
Folgende Anzeichen können auf eine Infektion hinweisen:

  • ungewöhnlicher Ausfluss aus der Vagina
  • Schmerzen beim Wasserlassen
  • Zwischenblutungen (auch bei hormoneller Verhütung wie z. B. der Pille )
  • Schmerzen und/oder Blutungen aus der Vagina nach oder während des Einführens von Fingern, Penis, Toys, oder anderen Dingen
  • weißer/weißlicher und wässriger Ausfluss aus dem Penis
  • schmerzhafte Schwellung der Hoden

Bei einer Infektion des Enddarms treten selten Symptome auf, doch kann es zu einem dumpfen Schmerz und Ausfluss kommen. Bei einer Infektion der Augen könntest du Schmerzen, Schwellungen, Irritationen und eine vermehrte Bildung von Tränenflüssigkeit (Bindehautentzündung) bemerken. Eine Infektion des Rachens zeigt normalerweise keine Symptome.

Gonorrhö / Tripper

Die Gonorrhö (auch Tripper genannt) wird durch Bakterien (Gonokokken) verursacht. Die Erreger der Gonorrhö werden durch engen Kontakt zwischen Schleimhäuten weitergegeben, anal, genital und oral. Gonorrhö ist hoch ansteckend.

Bei Menschen mit Penis tritt meist ein bis zehn Tage nach der Ansteckung Brennen beim Wasserlassen sowie eitriger Ausfluss aus der Harnröhre auf. Die Ausbreitung auf Vorsteherdrüse (Prostata) und Nebenhoden verursacht heftige Schmerzen, Anschwellen des Hodens und Fieber.

Bei vielen Menschen mit Vagina verläuft die Erkrankung zunächst symptomlos. Im weiteren Verlauf kann grünlich-gelblicher Ausfluss auftreten und/oder Brennen beim Wasserlassen durch Infektion der Harnröhre.

Bei Vordringen der Erreger bis in die Bauchhöhle kann es zu hohem Fieber und starken Unterleibsschmerzen aufgrund von Eiteransammlungen in der Bauchhöhle kommen.

Nach einer Infektion beim Analverkehr kann grünlich-gelblicher Ausfluss am After oder Durchfall auftreten. Die Infektion des Rachens nach oralem Sex verläuft dagegen meist beschwerdefrei.

Hepatitis

Hepatitis bezeichnet Formen von Leberentzündung.

Hepatitis A

Verläuft nicht chronisch. Hepatitis A wird vor allem fäkal-oral übertragen. Die Infektion verläuft meist ohne typische Symptome (Auftauchen kann z.B. leichtes Fieber, Übelkeit, Druckgefühl im Bauch). Die Beschwerden klingen meistens nach zwei bis sechs Wochen wieder ab, die Hepatitis heilt aus.

Hepatitis B

Hepatitis B gehört weltweit zu den häufigsten Virusinfektionen. Das Hepatitis-B-Virus findet sich in hoher Konzentration in allen Körperflüssigkeiten, vor allem in Blut, Samen- und Vaginalflüssigkeit, aber auch im Speichel. Beim Kontakt mit diesen Körperflüssigkeiten gelangt das Virus sehr leicht über winzige Haut- oder Schleimhautverletzungen in den Organismus. Eine Ansteckung kann vor allem bei Vaginal-, Anal- und Oralsex sowie durch Kontakt mit Blut und Blutprodukten erfolgen.

Bis zu 50 Prozent der angesteckten Personen haben so geringe Beschwerden, dass die Ansteckung gar nicht bemerkt wird. Ansonsten entwickelt sich etwa vier Wochen bis sechs Monate nach der Ansteckung eine Leberentzündung mit Gelbsucht, Fieber und allgemeinem Krankheitsgefühl.

In dieser Zeit sind – unabhängig von den Symptomen - in den Körperflüssigkeiten sehr viele Viren vorhanden, die unbemerkt und leicht weitergegeben werden können. Glücklicherweise heilen die meisten akuten Hepatitis-B-Erkrankungen bei Erwachsenen vollständig aus. Das Virus verschwindet aus dem Körper und hinterlässt eine lebenslange Immunität.

Bei etwa zehn Prozent der angesteckten Personen entwickelt sich jedoch eine chronische Hepatitis B. Auch sie verläuft häufig über eine lange Zeit beschwerdefrei. Das Virus ist jedoch weiter im Körper vorhanden und kann zu einer chronischen Leberentzündung führen.

Spätfolgen einer chronischen Hepatitis B sind eine Leberschrumpfung (Zirrhose) und ein erhöhtes Risiko, an Leberzellkrebs zu erkranken. Außerdem kann ein Mensch mit chronischer Hepatitis andere anstecken. Das Risiko eines chronischen Verlaufes ist bei Säuglingen und kleinen Kindern höher als bei Erwachsenen.

Hepatitis C

Das Hepatitis-C-Virus lässt sich vor allem im Blut, in geringer Konzentration auch in anderen Körperflüssigkeiten nachweisen. Die Ansteckung erfolgt meist über Kontakt mit virushaltigem Blut.

Eine sexuelle Übertragung des Hepatitis-C-Virus ist möglich, wird aber nur selten und vor allem bei sexuellen Praktiken mit Verletzungsrisiko und Blutkontakt beobachtet.

Die Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus verursacht nur in weniger als 20 Prozent der Fälle Symptome. Ohne Behandlung bleiben jedoch die meisten infizierten Menschen Virusträger*innen und entwickeln eine chronische Leberentzündung mit der Gefahr von Leberzirrhose und Leberzellkrebs. Außerdem können sie andere Personen anstecken.

Herpes Genitalis

Die genitale Herpesinfektion wird durch das Herpes-Simplex-Virus (HSV) verursacht.

Es gibt zwei Typen: Typ 2 lässt sich vorwiegend an Penis, Vaginaeingang, Anus und Gesäß nachweisen, während Typ 1 normalerweise mit Lippenherpes in Verbindung steht. Typ 2 kann, zum Beispiel durch ungeschützten Oralsex, auch zu Lippenherpes führen während Typ 1 nicht auf die Genitalbereiche übergeht. Die Übertragung findet durch Schleimhautkontakt statt (anal, genital, oral), durch Schmier- und Tröpfcheninfektion bei Kontakt mit infektiöser Flüssigkeit aus den Herpesbläschen.

Einmal Erkrankte sind lebenslang Virusträger*innen. Besondere Ansteckungsgefahr besteht bei Kontakt mit den Herpesbläschen und -geschwüren. Aber auch ohne sichtbare Symptome ist eine Ansteckung nicht ausgeschlossen.

Eine Herpes Simplex Virus Infektion beginnt mit Kribbeln oder Jucken der Haut einige Tage bis Wochen nach der Ansteckung. Rasch bilden sich dann mit gelblicher Flüssigkeit gefüllte, sehr schmerzhafte Bläschen, die zu kleinen Geschwüren aufplatzen. Zusätzlich schwellen die Lymphknoten in der Umgebung schmerzhaft an. Die Ersterkrankung ist nicht selten mit Fieber und allgemeinem Krankheitsgefühl verbunden. Nach Ausbildung von Krusten heilen die Bläschen innerhalb von ein bis zwei Wochen ab. Das Virus zieht sich dann in die Knotenpunkte der versorgenden Nerven zurück, von wo aus es immer wieder in die Haut wandern und erneute Erkrankungsschübe (Rezidive) verursachen kann. Diese treten oft im Zusammenhang mit Stress, Fieber und anderen Erkrankungen auf. Häufigkeit und Stärke der Symptome sind in den ersten Jahren nach der Ansteckung meist stärker ausgeprägt und nehmen im Verlauf der Zeit ab.

HPV / Papillomavirus

Die Infektion mit dem Humanen Papilloma Virus (HPV) ist die wahrscheinlich häufigste virusbedingte sexuell übertragbare Krankheit. Es sind mehr als 110 verschiedene HPV-Typen bekannt, von denen verschiedene Erkrankungen im Genitalbereich verursacht werden können. Die Übertragung passiert durch Schleimhaut-zu-Schleimhautkontakt z.B. bei Anal- oder Genitalsex. Bei der Geburt können die Viren auch von der gebährenden Person auf das Kind übertragen werden.

Typische Veränderungen sind Feigwarzen (bekannt auch als Genitalwarzen oder Spitze Kondylome). Bestimmte Typen des Humanen Papilloma Virus (Hochrisiko-Typen) können Zellveränderungen hervorrufen, aus denen sich Jahre später Krebserkrankungen, z.B. Gebärmutterhalskrebs, entwickeln können.

Syphilis

Der Syphilis-Erreger wird durch engen Kontakt zwischen Schleimhäuten übertragen. Mit Syphilis kann man sich zudem an nässenden Hautstellen anstecken. Eine weitere Übertragungsmöglichkeit ist Blut. Eine Syphilis-Infektion verläuft in drei Stadien:

1. Stadium (drei Wochen nach der Infektion):
  • schmerzloses, verhärtetes Geschwür (»harter Schanker«) an der Eintrittstelle des Erregers
  • das Geschwür kann übersehen werden
  • das Geschwür verschwindet nach acht Wochen ohne Behandlung
2. Stadium (acht Wochen bis zwei Jahre nach Ansteckung):
  • allgemeine Lymphknotenschwellung
  • wiederholt erhöhte Temperatur
  • vielfältige Hauterscheinungen (nicht juckende Ausschläge, Hautknötchen, Warzen, Haarausfall).
  • Auch diese Symptome verschwinden ohne Behandlung wieder, ohne dass die Syphilis jedoch ausheilt
3. Stadium (bis zu 20 Jahren nach der Ansteckung):
  • irreparable, schwere Organerkrankungen, hauptsächlich an Haut, Leber, Knochen und das Nervensystem

Genitale Trichomoniasis

Der Erreger der genitalen Trichomonadeninfektion ist ein einzelliges Lebewesen mit dem Namen Trichomonas Vaginalis. Trichomonaden werden fast ausschließlich durch sexuelle Kontakte übertragen und treten deswegen oft zusammen mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten auf. Häufig ist begleitend auch die Vaginalflora gestört.

Tage bis Wochen nach der Ansteckung kommt es zur Vaginalentzündung mit übel riechendem, gelblich-schaumigem Ausfluss, Brennen, Jucken und Schmerzen. Die Beschwerden lassen meist im Laufe der Zeit nach. Bei Befall der Harnröhre kommt es zu Schmerzen beim Wasserlassen und häufigem Harndrang.

Bei Menschen mit Penis bleibt die Infektion oft ohne deutliche Symptome.

Was tun bei einer Ansteckung?

  • Vorbeugend regelmäßig zum*r Gynäkolog*in/Urolog*in gehen.
  • Gehe sofort zu einer*m Ärzt*in, wenn du vermutest, dich angesteckt zu haben (z. B. Hausärzt*innen, Hautärzt*innen, Gynäkolog*innen, Urolog*innen). Je früher dies geschieht, desto einfacher und erfolgreicher ist die Behandlung.
  • Bei den Gesundheitsämtern gibt es die Möglichkeit, sich kostenlos und ohne Krankenschein beraten und in besonderen Fällen auch behandeln zu lassen.
  • Es ist zu empfehlen, dass sich euer*eure Partner*in(nen) mit beraten und gegebenenfalls mit behandeln lässt/lassen. Ebenso sinnvoll kann es sein, auch frühere Partner*innen zu informieren.

Wir danken Profamilia für die Erlaubnis zum Abdrucken und der Deutschen und der Berliner Aidshilfe für die Unterstützung bei der Ausarbeitung dieser Übersicht.

https://www.profamilia.de/themen/gesundheit/sexuell-uebertragbare-krankheiten

https://www.aidshilfe.de/shop/pdf/11995